Drohneneinsatz
Mit Wärmebildtechnik ausgestattete Drohnen, deren Kamerabilder direkt auf den Kontrollmonitor übertragen werden, so dass die Drohne sofort über einer Wärmequelle angehalten werden kann und diese so markiert, sind eine äußerst leistungsfähige Ergänzung der etablierten Methoden zur Rehkitzrettung. Vor allem das Absuchen der Flächen am Morgen vor der Mahd gelingt mit ihrer Hilfe um ein Vielfaches schneller und besser. Ihre Flächenleistung kann auch mit modernen Mähwerken mithalten und die Wahrscheinlichkeit versteckte Kitze tatsächlich zu finden liegt bei günstigen Bedingungen, d.h. vor allem bei der morgendlichen Suche vor oder nur kurz nach Sonnenaufgang, bei fast 100%. Gleichzeitig wird die Zahl der erforderlichen Helfer drastisch reduziert und diese müssen nur gezielt an wenigen Stellen in die entsprechende Wiese hineinlaufen.
Im Bedarfsfall lässt sich eine Kitzsuche mit der Drohne auch problemlos wiederholen, wenn sich etwa der Mahdtermin kurzfristig verschiebt. Dies ist ein großer Vorteil gegenüber der klassischen Vergrämungsmethode.
Das heißt aber nicht, dass der Drohneneinsatz alle anderen Methoden überflüssig macht oder absolute Sicherheit bietet: Wenn die Vergrämung am Vorabend funktioniert und die Kitze gar nicht erst in der Wiese abgelegt sind, ist das immer die beste Lösung! Sie erspart Kitz und Rehmutter den Stress der Suche und zeitweisen Trennung und birgt auch nicht das Risiko, das etwas ältere Kitze zwar während der Suche aus der Wiese flüchten, dann aber noch vor der Mahd zurück wechseln und dann doch verletzt oder getötet werden.
Auch wenn der Drohneneinsatz die Rehkitzsuche und -rettung erheblich vereinfacht, gibt es eine ganze Reihe erfolgskritischer Faktoren und auch einige Voraussetzungen: Praktisch keine der verfügbaren Drohnen kann bei Regen oder sehr starkem Wind fliegen. Für letzteres sind etwa 6 Beaufort (knapp 50km/h) die Obergrenze. Außerdem gibt es für Drohnen viele Flugverbotszonen, bspw. in Naturschutzgebieten, in der Nähe von Stromleitungen oder Energieerzeugungsanlagen (=Windräder), Bundesfernstraßen, Eisenbahnlinien, Industrieanlagen (bspw. auch Kläranlagen !), Wohngebieten oder in weniger als 1.5km Abstand zu Flughäfen. Zumindest bis 2022 verfüge ich aber über eine Betriebsgenehmigung, die mir im Donnersbergkreis und den angrenzenden Nachbarkreisen in den meisten Fällen den Drohneneinsatz zur Kitzrettung gestattet.
Da die Wärmebildtechnik den Unterschied zwischen der (höheren) Körpertemperatur der Rehkitze und der (niedrigeren) Umgebungstemperatur für deren Erkennung nutzt, ist eine niedrige und vor allem einheitliche Umgebungstemperatur sehr wichtig. Da meistens bei gutem Wetter gemäht wird, d.h. die steigende Sonne wärmt relativ schnell die Umgebung auf, ist es daher am besten sehr früh morgens zu fliegen. In der Praxis bedeutet das ab etwa 6:00 Uhr, an Tagen an denen sehr viele Flächen gemäht werden auch schon 'mal ab 5:00 Uhr. Vor allem bei Wiesenschäden (bspw. durch Wildschweine), sonstigen Kahlstellen (Ameisenhügeln), Steinen oder Totholz wird die Suche rasch zu einem Wettlauf gegen die Sonne. Nach 9:00 Uhr ist nur noch ausnahmsweise eine erfolgversprechende Suche möglich, bspw. in Schattenlagen oder wenn die Wiese wirklich perfekt und einheitlich steht. Anderenfalls kommt es zu einer Vielzahl von Wärmequellen, neben denen die Kitze leicht übersehen werden.
Kitze suchen....
Da das morgendliche Zeitfenster bevor sich die Umgebung aufwärmt und Temperaturunterschiede entstehen begrenzt ist, kommt es bei der Suche auf Schnelligkeit und Präzision an. Am besten gelingt dies, wenn der Suchflug bereits im Vorfeld geplant und abgespeichert wurde. Die Drohne fliegt dann GPS gesteuert das Suchmuster ab und der Pilot kann sich auf die Umgebung der Drohne und das Kamerabild konzentrieren. Wird eine Wärmequelle angezeigt stoppt er die Drohne über dieser und lotst das Suchteam über Funk an die fragliche Stelle.
Typische Vorgaben für den Suchflug sind 50m Flughöhe, 10-18km/h Fluggeschwindigkeit und ein Abstand von 18m zwischen den Suchbahnen, so dass der von der Kamera erfasste Bereich an den Seiten noch einige Meter überlappt. In hügeligem Gebiet wird die jeweilige Flughöhe automatisch so angepasst, dass die Drohne tatsächlich in der gewünschten Höhe über Grund fliegt.
Die Abbildung rechts zeigt ein Beispiel für eine Flugplanung. Eine Fläche von ca. 6.5ha wird in knapp 18 Minuten lückenlos abgesucht.
Kitze finden ....
Zwillingskitzfund um 7:16 Uhr am 7. Juni bei Stauf (VG Eisenberg). Im Wärmebild - oben links - sind beide Kitze aus 50m Höhe sehr gut als helle Punkte erkennbar. Im Normalbild - mit etwas größerem Bildausschnitt - ist aus dieser Höhe nichts erkennbar.
Im unteren Bild ist das Rettungsteam eingetroffen, hat den Fund des ersten Kitzes bestätigt und sichert dieses. Das zweite Kitz verharrt gut 10m entfernt regungslos und wurde kurz darauf ebenfalls gesichert.
Kitze sichern ....
Gefundene Kitze, die noch nicht selbstständig flüchten, werden in gut mit Gras ausgepolsterten Körben gesichert. Dabei wird peinlich darauf geachtet keinen menschlichen Geruch auf die Kitze zu übertragen: Sie werden nur mit Handschuhen und Graspolstern zwischen Handschuhen und Kitz gegriffen.
Anschließend werden die Körbe mit den Kitzen außerhalb der zu mähenden Fläche in einem sicheren, schattigen Bereich abgestellt und mit Markierungsstäben gegen Umfallen gesichert.
Sobald die Fläche gemäht ist, werden die Stäbe und der Korb vorsichtig entfernt, ohne das Kitz nochmals zu greifen. Kitz und Rehmutter kommen rasch wieder zusammen.